Astrobiologie – die Suche nach außerirdischem Leben by Aleksandar Janjic

Astrobiologie – die Suche nach außerirdischem Leben by Aleksandar Janjic

Autor:Aleksandar Janjic
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783662594926
Herausgeber: Springer Berlin Heidelberg


2.2.1 Extreme Gäste auf der ISS – wie extrem sind die Erdlinge?

Ob in einem Felsbrocken oder an Bord einer Raumsonde: ein interplanetarer Transfer birgt todbringende Risiken für Leben, auch für uns Menschen, trotz technischer Schutzschilde. Während der Reise sind es insbesondere die energiereiche elektromagnetische Strahlung der Sonne (vor allem im UV-Bereich) und die hochenergetische Partikelstrahlung des Kosmos, aber auch die auftretenden Temperaturen (starke Schwankungen und plötzliche Temperaturschocks) und die gravitativen Bedingungen im Vakuum. Bei der Lithopanspermie muss zudem beachtet werden, dass Mikroben oder deren Überdauerungszustände den Einschlag eines Meteoriden und die Beschleunigungen beim Herausschleudern genauso überleben müssen, wie den hitzigen Eintritt in eine extraterrestrische Atmosphäre (falls diese vorhanden ist) und auch den harten Aufschlag auf einen anderen Himmelskörper.

Nun kann man sich zu Recht fragen, wie man solche „Tests“ in irdischen Laboren experimentell überhaupt authentisch durchführen soll und vor allem, was das für eigenartige Leute sind, die sich zum Beispiel damit bespaßen, kleine Mikroorganismen in Kapseln zu stecken und sie mit Tausenden von Stundenkilometern gegen Stahlwände zu schießen. Diese Personen fanden sich aber – und zwar auf dem ganzen Globus verteilt. So zeigten Forscher aus Brasilien im Sommer 2018 zum ersten Mal, dass sogar ein spezieller multizellulärer Organismus extreme Geschwindigkeiten wie nach einem Asteroideneinschlag ohne Weiteres übersteht. Dafür wählten sie das beliebte Labortier Caenorhabditis elegans – ein Fadenwurm, der selbst nach 400.000-facher Fallbeschleunigung keinerlei negativen Veränderungen im Verhalten, seiner Entwicklung und seinem Stoffwechsel aufwies (De Souza und Pereira 2018).

Für noch extremere Tests erwogen einige Forscher sogar, unseren Heimatplaneten und irdische Experimente hinter sich zu lassen – es geht ja schließlich um die Astrobiologie. Um konkretere Aussagen über das Überlebenspotenzial ausgewählter widerstandsfähiger Organismen und biologischer Strukturen unter den Bedingungen des Weltraums zu ermöglichen, wurden zwischen 2008 und 2016 auf der Internationalen Raumstation ISS (International Space Station) von der ESA deshalb die sogenannten EXPOSE-Experimente durchgeführt und etappenweise erfolgreich beendet.

Die biologischen Materialien des ersten Experiments EXPOSE-E bestanden unter anderem aus Aminosäuren, Sporen und Pflanzensamen. Und diese wurden 2008 mithilfe des Space-Shuttles Atlantis zum Außenposten der Menschheit befördert. Die Andockung am Modul Columbus – ein in Italien hergestelltes Raumlabor – ermöglichte sodann die ersten groß angelegten und präzise kontrollierbaren und nun tatsächlich „exo“-ökologischen Untersuchungen. Während bei dieser Mission insbesondere die Wirkung von UV-Strahlung des Weltraums auf biologische Komponenten getestet wurde, startete noch im selben Jahr das erweiterte Material des EXPOSE-R-Experiments, welches am russischen Modul andockte und einige ähnliche, aber auch viele andere Untersuchungen ermöglichte. Im Juli 2014 startete schließlich das letzte Experiment EXPOSE-R2. Mit an Bord waren diesmal unter anderem Bakterien, Pilze und mehrere Arthropoden-Arten (Arthropoden sind die übergeordnete Gruppe der Gliederfüßler, zu denen neben den Krebstieren auch die Insekten und Spinnentiere gehören) (Rabbow et al. 2017).

Auch die Japaner haben von 2015 bis 2018 Experimente auf der ISS vollzogen, die ebenfalls die transspermische Reise von Mikroben im Fokus hatten und unter dem Titel „Tanpopo“-Mission zusammengefasst wurden. Ganz abgesehen davon, dass die japanischen Kollegen deutlich kreativer in der Namensgebung waren (Tanpopo ist das japanische Wort für die Pusteblume, die ihre leichten Samen ebenfalls auf lange Strecken



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